Reportage
No Trivellazione!
Proteste gegen Öl-Bohrungen in Kampanien
Reportage
No Trivellazione!
Proteste gegen Öl-Bohrungen in Kampanien
Über das Projekt
Wer in einem der schönsten Länder der Welt lebt, tut auch alles dafür tun, dass es schön bleibt. Denkste! Oder hab ich zumindest gedacht. Aber Müll trennen – oder ihn zumindest nicht auf die Straße werfen – das Wasser nicht beim Zähneputzen laufen lassen und öfter mal das Rad nehmen: Ist in Italien alles andere als selbstverständlich. In Sachen Umweltschutz tut sich nur ganz langsam was und vor allem dort, wo die Auswirkungen auf die Natur einfach zu krass sind.
So wie zum Beispiel in Kampanien, der Region rund um Neapel. Da protestieren die Anwohner und Aktivisten dagegen, dass vor ihrer Haustür Öl gefördert wird. Im Meer rund um Italien ist das ja schon lange Alltag, an Land aber bislang noch nicht. Um sich dagegen zu wehren, haben Bürgerinitiativen Anfang April 2016 ein Referendum auf den Weg gebracht. Kurz vorher war ich in dem kleinen Ort Irpinia unterwegs, unter dem es sich künftig zu bohren lohnen würde…
Proteste gegen Öl-Bohrungen an Land
Alfonso Pecoraro Scanio setzt die Sonnenbrille auf und legt den Kopf in den Nacken. Neben ihm stehen zwei junge Umweltaktivisten, die dem Politiker der italienischen Grünen erklären, was es mit der still gelegten Fabrik auf sich hat, die er da groß, gelb und rostig vor sich sieht.
Das ist der Ort, der dafür ausgesucht wurde, nach Erdöl zu bohren. Und zwar wie Sie sehen praktisch im Stadtzentrum, nur ungefähr 50 Meter vom Ort entfernt.
Wir sind das Land, das den größten Anteil Sonnenenergie hat. Und da ist es doch absurd, dass wir weiter nach fossilen Energien bohren – im Meer und auf dem Land, obwohl Italien eines der touristischsten Länder der Welt ist. Und obwohl hier überhaupt nur wenige Gas- und Ölvorräte vorhanden sind.
Die Ölböhrungen sind tatsächlich immer riskant. In der Basilikata, der Region mit den meisten Aktivitäten, werden häufig Unfälle bestätigt, wenn zum Beispiel Rohre ein Leck haben. Das sind Risiken, die es on- und offshore gibt. Aber in einem Meer wie der Adria, einem empfindlichen Ökosystem, wo aktuell die meisten Plattformen sind, dort würde ein Unfall Schäden anrichten, die schwerlich wieder behoben werden könnten.
Noch ist der Golf von Neapel frei von Bohrplattformen
Wir haben dafür keine Garantie, keinen Schutz, dass es dabei bleibt. Und auch nicht, dass die Normen eingehalten werden. Das ist auf dem Meer schon schlimm genug, aber je näher die Bohrungen sind, desto größer die Risiken für die Bürger.

Die Aktivisten von "No Triv" zeigen dem Politiker der italienischen Grünen Alfonso Pecaro Scanio, wo bald Öl gefördert werden soll. (Deutschlandradio / © Sarah Zerback)
Italien bislang einer der größten Öl-Importeure
So schafft ihr für ein paar Jahre Jobs. Und dann zerstört ihr das Ökosystem, die Umwelt, das Meer, die Fische und für alle die danach kommen, was bleibt da noch? Wer diese Bohrungen fordert, der denkt doch nur an die Gegenwart und seine eigenen Angelegenheiten.
Alles das, was wir hierzulande produzieren ist willkommen. Das ist ja keine Alternative zu den Erneuerbaren Energien, sondern wir brauchen von beidem mehr. Ansonsten müssen wir am Ende teure Rechnungen ans Ausland zahlen und haben dann für die Erneuerbaren Energien keine Mittel, weder öffentliche noch private.
Gegner und Regierung bauen auf hohe Beteiligungsschwelle
Italien ist ein Land, das am Syndrom - Nicht vor meiner Haustür leidet. Das sehen wir ja in vielen Bereichen. Aber wenn wir immer zu allem Nein sagen, sind wir am Ende ein noch viel ärmeres Land.